Gestiegene Einsätze und demografischer Schwund
SCHWEINFURT-LAND (HOF) Die große Zahl der insgesamt 1101 gefahrenen Einsätze und die dabei 26995 geleisteten Einsatzstunden des vergangenen Jahres standen im Mittelpunkt der Thematik beim Kreisfeuerwehrtag in Sennfeld. Eröffnet hatte die Veranstaltung Kreisbrandrat Georg Vollmuth.
Bürgermeister Emil Heinemann stellte die Gast gebende Gemeinde vor. „Wir kamen im Landkreis glücklicherweise um eine Katastrophe herum“, nahm Landrat Harald Leitherer Bezug auf das Hochwasser vom 4.Januar 2003. Hier sei der Hochwasserscheitel nicht in der prognostizierten Höhe eingetroffen. Diese hohe Zahl an Einsätzen würde immer häufiger kommen, betonte er. Verstärkt werde dies im kommenden Jahr durch die Inbetriebnahme der A 71. Hier würden zur Zeit neue Einsatzrichtlinien erstellt.
Als problematisch bezeichnete es Leitherer, neue Feuerwehrleute zu gewinnen. Langsam zeigten sich die Auswirkungen des demografischen Rückgangs. Im Landkreis sei die Zahl der Feuerwehrdienstleistenden von 5500 im Jahr 2001 auf jetzt 4900 zurückgegangen, Tendenz fallend. Die Nachwuchsarbeit müsse verstärkt werden. Gleichzeitig dankte er den Jugendwarten für ihre Tätigkeiten.
Der Gerätebedarf in den Gemeinden müsse zeitnah gedeckt werden, betonte der Landrat. Die Kreisbrandinspektion habe hierbei die Aufgabe, diese Anforderungen zu formulieren. Die fachlichen und finanziellen Möglichkeiten der Gemeinden seien dabei zu berücksichtigen. Man müsse hier miteinander laufen. Künftig befürchtet Leitherer eine Kürzung der staatlichen Zuschüsse. Den Feuerwehren dankte Leitherer für die gute Arbeit, trotz erhöhter Belastung. Weiter stellte er die gute Kooperation mit den anderen Hilfsorganisationen und der Polizei heraus. Im kommenden Jahr werde beschlossen, wie der neue Zweckverband zur Integrierten Leitstelle aussieht.
Mit einer Gedenkminute für zwei heuer in Unterfranken tödlich verunglückten Feuerwehrleute begann Kreisbrandrat Georg Vollmuth seinen Bericht. Auch hier nahm das Januarhochwasser breiten Raum ein. Handlungsbedarf sei angesagt gewesen, als der Main die kritische Grenze überschritten hatte. Der Krisenstab im Landratsamt sei am frühen Nachmittag einberufen worden. Glücklicherweise habe eine ganze Ladung Sandsäcke für den Landkreis organisiert werden können.
Die Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren, dem Technischen Hilfswerk und den Rettungsdiensten reibungslos geklappt. 2003 sei kein Einsatzbereich für die Feuerwehren ausgeblieben. „Die Bandbreite erstreckte sich von Mülltonnenbränden, Blitzeinschlägen, einem Sägewerkbrand bis zum Brand einer Kompostieranlage, vom einfachen Verkehrsunfall mit Öl aufnehmen bis zum Lkw-Unfall auf der Autobahn, bei dem die eingesetzten Feuerwehren mit ihrem Gerät machtlos zusehen mussten, wie ein junger Kraftfahrer starb“, so der Kreisbrandrat.
Zur Personalentwicklung sagte Vollmuth, dass die steigende Zahl von Einsätzen nicht von immer weniger Feuerwehrleuten geleistet werden könne. Jede einzelne Feuerwehr müsse dem mit verstärkter Werbung sowohl im Jugend- als auch im Erwachsenenbereich entgegenwirken. Zur Umstellung des staatlichen Fördersystems bemerkte der Kreisbrandrat, dass hier ein völlig neuer Verteilerschlüssel gefunden werden müsse. Über die „Zehn-Minuten-Hilfsfrist“ sagte Vollmuth, dass man diese momentane Situation ohne Gesetzescharakter weiter bestehen lassen sollte. „Von der Bevölkerung wird im Schadensfall ein schnelles und kompetentes Eingreifen der Feuerwehr flächendeckend erwartet“, betonte er.
Kreisjugendfeuerwehrwart Horst Klopf berichtete von 1020 Jugendlichen, die in 77 Gruppen bei den Feuerwehren im Landkreis ihren Dienst tun. Insgesamt seien 306 Jugendliche den Feuerwehren beigetreten, 125 in die aktive Wehr übernommen und 65 ausgeschieden. Das Problem sei hier die Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren, wo zum größten Teil bedingt durch Ausbildung und Beruf eine hohe Austrittsquote zu verzeichnen sei.
„Die Feuerwehren sind immer mehr gefordert“, stellte Kreisbrandinspektor Peter Höhn fest. An Hand statistischer Unterlagen belegte er diese Aussage. Durch die Zunahme der Einsatzzahlen und dem gleichzeitigen Rückgang des Personals sei jeder Feuerwehrmann oder –frau weit mehr gefordert als noch vor zehn Jahren. Zugenommen habe außerdem die Zahl der Menschenrettung von 49 im Jahr 2002 auf 63 (2003). Im gleichen Zeitraum sei die Zahl der eingesetzten Fahrzeuge von 1088 auf 1766 gestiegen. Beim Atemschutz seien im letzten Jahr 177 Geräte eingesetzt worden. 2002 seien es 112 gewesen. Die Zahl der Atemschutzgeräteträger betrage zur Zeit 642. Bedenkt man, dass seit 200 Geräteträger seit 2001 ausgebildet wurden, bedeute dies, dass gleichzeitig 160 Atemschützer ausgeschieden sind.
In weiteren Vorträgen gab KBI Gottfried Schemm Hinweise zu Erstmaßnahmen an der Einsatzstelle. Über den neuen „Rüstsatz Bahn“ informierte KBI Peter Hauke. Hierbei machte er den schlechten Zustand der Zugangswege zu den Gleiskörpern – diese sind größtenteils durch Hecken zugewuchert - aufmerksam.