SCHONUNGEN – Eine Trockenübung war es nicht ganz - eher halbtrocken. Bei der alljährlichen Funkübung der Katastrophenschutzbehörde des Landkreises in Schonungen sind die Einsatzkräfte zwar mit Blaulicht angerückt, doch die "Katastrophe" selbst gab es nur auf dem Reißbrett. Die Übung dient dazu, die Kommunikation und Koordination bei Großeinsätzen zu verbessern.
Es war ein Schreckenszenario großen Ausmaßes: Geprobt wurde der Ernstfall einer Schiffskollision auf dem Main zwischen einem Fahrgastschiff mit etwa 250 Personen an Bord und einem Tankschiff, das im Frachtraum 2000 Liter Heizöl geladen hatte. Dabei gestaltete sich die Situation zunächst recht unübersichtlich: Anrufer melden über den Polizeinotruf, dass Heizöl auf dem Wasser schwimmt und Menschen regungslos im Wasser treiben. Um halb Neun.
Während der Katastrophenalarm ausgerufen und das zuständige Ministerium informiert wird, hat die Feuerwehr zwei Ölsperren errichtet, unter anderem auch in Schweinfurt. Spezialgerät, Taucher, Erkundungs- und Löschfahrzeuge waren im Einsatz, insgesamt 29 Rettungswagen mit etwa 60 Kräften. Auch ein Rettungsboot der Feuerwehr Haßfurt ist herbeigerufen worden, da das Motorboot der Schonunger Wehr immer noch wegen Motorschaden nicht einsatzfähig ist, wie Kommandant Hermann Doile bedauerte.
Fachdienste gefragt
Der Lagebericht lässt keine Zweifel offen: Hier sind alle Fachdienste des Katastrophenschutzes gefragt. So versuchen Feuerwehrdienstleistende aus Gerolzhofen, Schonungen, Mainberg, Grafenrheinfeld, Bergrheinfeld, Werneck und Geldersheim zusammen mit dem THW Gerolzhofen die Lage an den Schiffen und den Ölteppich auf dem Main unter Kontrolle zu bekommen. Geführt werden sie, wie der gesamte Einsatz, von Kreisbrandinspektor Peter Höhn. Der Sanitäts- und Betreuungsdienst aus den Schnelleinsatzgruppen des Roten Kreuzes unter Leitung von Jürgen Lindemann, die Retter der Wasserwacht Schweinfurt und der DLRG aus Gochsheim, Werneck und Schonungen haben die Aufgabe, Verletzte und Betroffene zu versorgen. Zusätzlich unterstützen die Wasserretter die technische Hilfe auf dem Main mit den weiteren Rettungsbooten. Eine moderne Sanitätseinsatzleitung des BRK koordiniert den Einsatz.
Die reibungslose Funkkommunikation stellt die Einheiten des Katastrophenschutzes schnell vor Probleme. Gerade wenn viele Funksprüche gleichzeitig abgesetzt werden müssen - etwa zur Mitteilung von neuen Lagebildern der Einsatzstelle oder zur Nachforderung von weiteren Kräften - stoßen die Möglichkeiten des Einsatzstellenfunks schnell an Grenzen, erklärt Lindemann, der zusammen mit Tobias Heath dieses fiktive Übungsszenario entwickelt hat. In diesen Fällen seien klare, knappe und disziplinierte Funksprüche unerlässlich.
Dieser Gedanke sei Grund genug für den Landkreis Schweinfurt, jährlich eine Funkübung für den Katastrophenschutz abzuhalten, so Roland Rost vom Katastrophenschutz des Landratsamts. Dabei sollen alle durch den Freistaat mitfinanzierten Einheiten die Abwicklung eines Einsatzes über Funk proben.
Das Einsatzgeschehen, das bei einer realen Katastrophe nicht in zweieinhalb Stunden zu erledigen wäre, wird geordnet abgearbeitet. Auch zusätzliche Szenarien wie der Unfall eines Radfahrers auf dem Radweg am Main, der Absturz eines Rettungshubschraubers in Schonungen und ein Verkehrsunfall auf den Bahngleisen werden funktechnisch betreut.
Positive Bilanz
Die Übung hat das Ziel, die Helfer zur Nutzung des Funkgeräts zu animieren. Kreisbrandinspektor Höhn und der örtliche Kommandant Hermann Doile zogen bei der Mannschaftsbesprechung ein positives Resümee: "Die Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Rettungskräften hat hervorragend funktioniert. Ein Einsatz unter Realbedingungen sollte kein Problem darstellen."