Schweinfurt - Feuerwehrleute leben zuweilen gefährlich. Erst recht, seit es immer mehr und vor allem größere Solaranlagen auf Haus-, Scheunen- und Hallendächern gibt. Das Problem dabei: Solange die Sonne scheint oder nachts gar Feuerschein leuchtet, produzieren die Module Strom, was im Brandfall bei Löscharbeiten mit Wasser für die Wehrleute mit erheblichem Risiko verbunden ist. Und was manchen Wehrmann abschreckt, zu löschen.
Einen konkreten Fall, bei dem beispielsweise ein Haus mit Solaranlage auf dem Dach brannte, hat es offenbar noch nicht gegeben. Aber die theoretische Diskussion, wie Feuerwehren sich in einem solchen Fall verhalten sollen, beschäftigt Fachkreise immer wieder und wird auch Thema beim Schweinfurter Kreisfeuerwehrtag im Juli sein.
"Das Problem ist, dass bei der Installation einer solchen Solaranlage nicht daran gedacht wurde, dass sie weiter Strom produziert und im Brandfall nicht einfach abgeschaltet werden kann", erklärt der Schweinfurter Kreisbrandrat Georg Vollmuth. Da Wasser bekanntlich Strom leitet, könne es einen so genannten Stromüberschlag beim Löschen auf die Strahlrohre geben, so dass Feuerwehrleute dann gefährdet seien.
Erst dort, wo die Einspeisung des Solarstromes im Haus erfolgt, ist ein Abschalten der Anlage möglich. Das kann im Keller sein, so dass Leitungen vom Dach bis dorthin potenzielle Risikofaktoren sind. Aber: "Es sind ja keine Hochspannungsströme", beruhigt Franz-Josef Hench, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Feuerwehrverbandes und Leiter der Berufsfeuerwehr Würzburg. Erst die Wechselrichter machen aus der Niederspannung den 230-Volt-Netzstrom.
Für den Fachmann Hench ist daher keine Panik angesagt und Gerüchte, dass Wehrleute bei Bränden mit Solaranlagen nicht löschen würden, schlicht falsch. Vielmehr sei das richtige Verhalten in solchen Fällen eine Frage der Ausbildung der Wehrleute, des richtigen Umgangs mit Strom. Dazu gehöre der richtige Abstand der Personen zu den stromführenden Leitungen, dazu gehörten größere Vorsichtsmaßnahmen beim Löschen.
"Wir haben ja unterschiedliche Strahlrohrformen", erläutert Kreisbrandrat Vollmuth. Da die Gefahr des "Überspringens" von Strom bei einem Vollstrahl größer ist als bei einem Sprühstrahl, müsse der Abstand eben auch größer sein: beim Sprühstrahl fünf Meter, beim Vollstrahl 15 Meter. Ein entsprechendes Merkblatt wurde herausgegeben, das die aktiven Löschmannschaften informiere. Es sei Aufgabe der Basis, so Franz-Josef Hench, sich entsprechend intensiv mit der Materie zu beschäftigen.
Wenn tatsächlich ein Dach mit Solarmodulen brennen sollte, "müssen die Feuerwehrleute halt außen herum löschen", sagt Vollmuth. Den theoretischen Diskussionsvorschlag aus Fachkreisen, die Module mit einer Plane abzudecken, um damit weitere Stromproduktion zu verhindern, hält Verbandsvertreter Hench für unrealistisch. Er gibt die Forderung aus Feuerwehrkreisen an die Industrie wieder, die für eine Stromabschaltung direkt an der Solaranlage plädiert. Aber: "Da gibt es noch technische Probleme zu lösen", weiß er.
Angesichts ständig steigender Zahlen von Solaranlagen auf Dächern sowie auch von Großanlagen sieht der Schweinfurter Kreisbrandrat Vollmuth für seine Helfer-Zunft schon Probleme. Für ihn heißt es bei einem Brand mit Solaranlagen: "Größte Vorsicht!"
(Quelle: Main-Post vom 29.03.2005)