Montag, 20 Dezember 2004 23:59

Feuerwehr rät zur größten Vorsicht: Fünf Brände im Landkreis innerhalb einer Woche — Kerzen als Brandursache

Lkr. Schweinfurt — Schonungen, Eßleben, Theilheim, Grafenrheinfeld, Gochsheim — was sich anhört wie die Stationen eines irregeleiteten Linienbusses treibt Kreisbrandrat Georg Vollmuth Sorgenfalten auf die Stirn. In allen fünf Orten hat es binnen Wochenfrist in Wohngebäuden gebrannt. Auslöser der Schadensfeuer waren in mindestens vier Fällen Räucherstäbchen oder Adventskerzen. Es herrscht Dauerstress für die Feuerwehren. Und Weihnachten steht erst noch bevor.
Gerade eben ist Kreisbrandrat Georg Vollmuth (Frankenwinheim) vom letzten Brandeinsatz in einer anstrengenden Woche zurückgekommen. In Gochsheim hatte ein Adventskranz ein Kinderzimmer in Brand gesteckt und komplett verwüstet. "Das war jetzt der fünfte Brand innerhalb einer Woche, zu dem die Feuerwehren in unserem Landkreis ausrücken mussten. Und wieder war Adventsschmuck der Auslöser", berichtet Vollmuth besorgt über diese Häufung der Ereignisse. Der bei den Bränden entstandene summiert sich nach ersten Schätzungen auf etwa 250.000 Euro. Nur dem raschen Eingreifen der Wehren ist es zu verdanken, dass noch Schlimmeres verhindert wurde.
"Die vermeintlich stille Zeit vor und um Weihnachten herum ist für die Feuerwehr jedes Jahr alles andere als ruhig", erklärt Kreisbrandrat Vollmuth. Mehr als 10.000 schwere Brände registrieren die deutschen Feuerwehren jährlich in der Advents- und Weihnachtszeit. Verursacht werden die Brände fast ausnahmslos durch unsachgemäßen Umgang mit Kerzen auf Gestecken, Adventskränzen oder Christbäumen. "Oft werden beispielsweise Kerzen zu nahe an brennbaren Materialien befestigt oder unbeaufsichtigt brennen gelassen", berichtet Vollmuth, der im Landkreis Schweinfurt 115 Wehren befehligt, aus der Praxis. "Selbst bei einem Abstand von 15 Zentimetern können Kerzen noch 150 Grad Hitze abstrahlen. Das genügt bei längerer Brenndauer, um Zweige und Baumschmuck zu entflammen."
Besonders gefährlich werde die Situation dann, wenn die Nadelhölzer schon mehrere Tage in heißen, trockenen Räumen stehen. "Die ätherischen Öle in den Nadeln sind dann hoch entzündlich." Und wenn ein Christbaum erstmal Feuer gefangen hat, dann sei es schon beinahe zu spät, um noch rechtzeitig reagieren zu können. Innerhalb von fünf Sekunden brennt die benachbarte Gardine, nach einer halben Minute ist die ganze Wohnung verraucht und nach einer Minute kann der brennende Raum ohne Schutzausrüstung nicht mehr betreten werden.

Um solche Szenen in den eigenen vier Wänden möglichst zu vermeiden, appelliert der Kreisbrandrat zu folgendem Verhalten:

  • Kerzen, Gestecke und Kränze sollten nur auf einem festen, nicht brennbaren Untergrund, beispielsweise großen Tellern, stehen.
  • Gestecke und Christbäume sollten möglichst frisch, das Wasserreservoir des Christbaumständers stets gefüllt sein. Beim Platzieren der Kerzen muss unbedingt darauf geachtet werden, dass zu den nächsthöheren Ästen genügend Abstand gelassen wird. Brennbarer Baumschmuck sollte auf jeden Fall vermieden werden.
  • Brennende Kerzen dürfen niemals unbeobachtet bleiben. Vor dem Schlafengehen müssen alle Lichter gelöscht werden, wobei darauf zu achten ist, dass die Kerzen nicht ausgepustet, sondern erstickt werden; glühende Dochtteilchen können noch Stunden später einen Brand auslösen!
  • In der Nähe des Weihnachtsbaums sollte man immer einen Eimer Wasser oder, besser, einen Feuerlöscher griffbereit halten, um eventuell auflodernde Flammen sofort bekämpfen zu können.
  • Falls es im Brandfall nicht mehr möglich ist, das Feuer selbst zu löschen, muss unverzüglich die Feuerwehr unter der Notrufnummer 112 alarmiert werden. Danach sollten alle Türen der Wohnung verschlossen und das Gebäude auf direktem Wege verlassen werden. Wichtig ist, dass etwaige Mitbewohner und Nachbarn im Haus ebenfalls verständigt werden.
  • Falls ein ungefährdetes Verlassen der Wohnung nicht mehr möglich sein sollte, dann auf keinen Fall versuchen, beispielsweise durch einen verqualmten Hausflur oder Treppenhaus zu entkommen, dies kann leicht zur tödlichen Falle werden. In diesem Fall sollte man sich in ein Zimmer begeben, das möglichst zur Straßenseite hin gelegen ist, die Türschlitze evtl. mit feuchten Tüchern abdichten, am Fenster nach Hilfe rufen und dort warten, bis die Feuerwehr kommt.
  • Für einen schnellen und gezielten Einsatz der eintreffenden Feuerwehr ist es oft auch ausschlaggebend, dass die Einsatzkräfte von den betroffenen Bewohnern in die Lage am Brandort eingewiesen werden, vor allem auch wegen eventuell sich noch im Haus befindlicher Personen. Wenn der Einsatzleiter erst eine umfängliche Lageerkundung durchführen muss, gehen wertvolle Minuten verloren.
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Bericht: Michael Mößlein, Journalistischer Berater KFV Schweinfurt

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