"Oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter" singen wir an Weihnachten, und viele vergessen dabei nicht nur, dass der Christbaum keine Blätter hat, sondern gerade seine Nadeln auch hochentzündlich sind.
In keiner anderen Jahreszeit brennen in deutschen Haushalten mehr Kerzen als in den Advents- und Weihnachtstagen. Auf Adventskränzen, Gestecken und schließlich auf dem Weihnachtsbaum flackern die Wachsbrenner und verbreiten ein mildes, lebendiges, nicht selten aber auch gefährliches Licht. Die vermeintlich stille Zeit ist für die Feuerwehr jedes Jahr alles andere als ruhig: Mehr als 10 000 schwere Brände registrierten die Feuerwehren nach Auskunft der Berufsfeuerwehr München in der Advents- und Weihnachtszeit 2003/2003 im Bundesgebiet. Und auch in der Statistik diesen Jahres werden die Zahlen wohl vergleichbar ausfallen. Denn obwohl mittlerweile schon viele Haushalte zur ungefährlicheren Elektro-Beleuchtung am Christbaum übergegangen sind, wollen andere auf keinen Fall auf "richtige" Kerzen verzichten und riskieren damit Jahr für Jahr, dass kleinste Unaufmerksamkeiten genügen, dass Illusionen vom idyllischen Weihnachtsbaum wörtlich in Sekundenschnelle in Feuer und Rauch aufgehen. Nadelhölzer sind nämlich nicht nur schöner Weihnachtsschmuck, sondern auch in hohem Maße brandgefährlich.
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Die Ursachen für brennende Christbäume und Adventsgestecke sind meist die gleichen, berichtet die Feuerwehr aus der Praxis: Kerzen werden zu nah an darüber liegenden Ästen platziert und nicht rechtzeitig gelöscht. Aber auch mangelhafte Lichterketten können zum Brandauslöser werden. Experten raten dazu, beim Kauf von elektrischen Lichterketten immer auf das Zeichen für "Geprüfte Sicherheit" (GS) zu achten. Aber nur zusammen mit dem Hinweis auf den TÜV bieten so deklarierte Produkte höchstmögliche Betriebssicherheit. Gerade bei ungeprüften im Ausland gefertigten Lichterketten haben Tests teils eklatante Sicherheitsmängel entdeckt.
Weitaus gefährlicher sind jedoch noch immer die handelsüblichen Stearinkerzen. Diese erzeugen direkt über der Flamme Temperaturen von 650 bis 1000 Grad Celsius. Selbst bei einem Abstand von 15 Zentimetern werden noch 150 Grad gemessen. Diese reichen aus, bei längerer Brenndauer Zweige und Baumschmuck zu entzünden. Zu beachten ist, dass Nadelhölzer mit zunehmender Austrocknung durch warme Raumluft extrem an Brandgefahr gewinnen.
Doch warum brennen Adventskranz, Weihnachtsbaum und Co. so rasant ab? Ein Grund dafür ist, dass Nadelhölzer eine große Oberfläche aufweisen und so in beheizten Räumen innerhalb von vier bis sechs Tagen sehr rasch austrocknen. Die in den Nadeln enthaltenen ätherischen Öle sind zudem leicht entflammbar. Während in den warmen Zimmern der Wasseranteil der Nadeln verdampft, verbleiben die Öle im Gehölz. Dadurch steigt die Entzündlichkeit des Reisigs enorm an. So erhöht sich die Brandempfindlichkeit der Weihnachtsbäume mit jedem Tag, an dem sie in der Wohnung stehen. Wenn ein Nadelbaum erst einmal Feuer gefangen hat, dann ist es meist schon zu spät, um noch rechtzeitig reagieren zu können. Innerhalb von fünf Sekunden brennt die benachbarte Gardine. Nach 20 Sekunden laufen die Flammen bereits vom Teppich zum Sofa. Nach einer halben Minute ist die Wohnung verraucht - es besteht akute Lebensgefahr. Nach einer Minute kann der brennende Raum ohne Schutzausrüstung nicht mehr betreten werden.
Um eine solche Szene in den heimischen vier Wänden möglichst zu vermeiden, gibt die Feuerwehr folgende Tipps: Kerzen und Gestecke sollen auf einer feuerfesten Unterlage stehen, Kerzenhalter dürfen nicht brennbar, das Wasserreservoir des Christbaumständers sollte stets gefüllt sein. Beim Platzieren der Kerzen muss unbedingt auf genügend Abstand zu höherliegenden Ästen geachtet werden, Kerzen auf einem ausgetrockneten Baum sollten nicht mehr entzündet und vor dem Schlafengehen oder Verlassen der Wohnung grundsätzlich alle Kerzen und elektrischen Beleuchtungen sicher gelöscht werden. Des Weiteren wird empfohlen, in der Nähe des Weihnachtsbaums immer einen Eimer mit Wasser oder, besser, einen Feuerlöscher bereit zu halten, um eventuell auflodernde Flammen sofort bekämpfen zu können. Wer im Notfall erst Löschmittel aus anderen Räumen herbeitragen muss, hat in aller Regel keine Chance mehr, das Feuer unter Kontrolle zu bekommen.
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Wenn es zu einem Brand kommt, kann richtiges Handeln nicht nur das eigene Leben, sondern auch das von Mitbewohnern und Nachbarn retten. Trotz der brisanten Situation sollte man sich bemühen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Feuerwehr sollte sofort verständigt werden, denn innerhalb kürzester Zeit kann sich ein vermeintlich kleiner Brand zum unkontrollierbaren Zimmer- und Wohnungsbrand ausweiten. Nennen Sie beim Notruf Namen, Adresse, Stadtteil, Stockwerk, Zufahrtswege, die Art des Vorfalls (Brand, Explosion, medizinischer Notfall), die Anzahl der Verletzten und warten Sie unbedingt auf Rückfragen der Leitstelle. Eigene Löschversuche sind nur dann zu verantworten, wenn eine Gefährdung der eigenen Person ausgeschlossen werden kann. Alle Türen in der Brandwohnung sollen ebenso wie die Fenster geschlossen werden. Die Feuerwehr rät, in verqualmten Räumen stets gebückt zu gehen oder am Boden zu kriechen, da dort Atemluft und Sicht am besten sind und sich die Hitze dort am wenigsten staut.
Bevor Sie die eigene Wohnung und das Haus verlassen, verständigen Sie alle Mitbewohner und Nachbarn und helfen Sie gegebenenfalls gebrechlichen und kranken Menschen. Falls eine Flucht durch das Treppenhaus wegen Verqualmung nicht mehr auf sicherem Wege möglich ist, dann vermeiden Sie diesen Fluchtweg auf jeden Fall - auch Aufzüge dürfen bei Bränden nicht mehr benutzt werden! - und gehen Sie zurück in die Wohnung, dichten Sie Türen mit feuchten Lappen ab, machen Sie sich am Fenster oder Balkon bemerkbar und warten dort auf die Rettung durch die Feuerwehr.
Für einen schnellen und gezielten Einsatz der Feuerwehr ist es auch oft ausschlaggebend, dass diese von den betroffenen Bewohnern in die Lage am Brandort eingewiesen wird. Wenn der Einsatzleiter der Feuerwehr Informationen über die Lage des Brandherdes und über vermisste Personen erhält, können wertvolle Minuten der Lage-Erkundung gespart werden.
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In diesem Zusammenhang verweist die Feuerwehr nochmals eindringlich auf die lebensrettende Bedeutung von Rauchmeldern in Privathaushalten. Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 600 Menschen bei Bränden, ein Großteil von ihnen nicht unmittelbar durch das Feuer, sondern durch hochgefährliche Brandgase. Besonders im Schlaf vom Rauch überrascht haben viele Menschen keine Möglichkeit mehr, sich in Sicherheit zu bringen. Dabei muss nicht einmal eine ganze Wohnung brennen. Bereits beim Brand von nur 100 Gramm Kunststoff - allein in vielen Elektrogeräten ist ein Vielfaches davon verbaut - entsteht soviel Rauch, dass eine 80 Quadratmeter große Wohnung vollkommen verraucht und zur tödlichen Falle wird. Rauchmelder warnen die Bewohner rechtzeitig schon in der Entstehungsphase von Bränden, so dass genügend Zeit zur geplanten Flucht bleibt. Sicherheitsgeprüfte Rauchmelder, die unkompliziert selbst zu montieren sind, sind bei der örtlichen Feuerwehr zum Selbstkostenpreis erhältlich.
Von Michael Mößlein, Journalistischer Berater KFV Schweinfurt
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