Schwerpunkte Autobahneinsätze und Fahrzeugtechnik
SCHWEINFURT-LAND (HOF) Gemeinsam führten die Kreisbrandinspektion und die Katastrophenschutzbehörde des Landratsamtes in Dingolshausen eine Fortbildungsveranstaltung für die Feuerwehren durch. Schwerpunkte waren Autobahneinsätze und Fahrzeugtechnik.
Zur Einführung stellte Roland Rost (Landratsamt) einige Szenarien vor, die sich bereits auf deutschen Autobahnen ereignet haben, darunter die beiden Massenkarambolagen auf der A 7 in der Nähe des Rasthofes Rhön vor vier Jahren. Der Landkreis Schweinfurt ist bisher von solchen Katastrophen verschont geblieben, doch werden einige Feuerwehren im Kreis neben der A 7 und A 70 künftig mit der A 71 insgesamt drei Autobahnen zu betreuen haben.
Als Referent für die fast fünfstündige Veranstaltung konnten zwei Experten gewonnen werden: Jörg Heck und Rüdiger Knoll von der Firma Weber Hydraulik und beides aktive Feuerwehrleute. Hohe Geschwindigkeiten, hohes Verkehrsaufkommen, begrenzte Zufahrtsmöglichkeiten, fehlendes Wasser und gefährliche Stoffe nannte Heck als die besonderen Merkmale bei Autobahneinsätzen. Dazu komme bei Unfällen mit Omnibussen die Gefahr eines "Massenanfalls" von Verletzten.
Bei der Einsatzvorbereitung sei die Ortskenntnis ganz wichtig. Kilometrierung der Autobahn und Behelfsauffahrten müssten zur Lokalisierung bekannt sein. Auf der Autobahn selbst seien umfangreiche Absicherungsmaßnahmen notwendig. Dazu gehörten beispielsweise der Einsatz von Verkehrssicherungsanhängern - im Landkreis gibt es bei den Feuerwehren keinen - oder, was bereits in anderen Bundesländern gemacht wird, dass Feuerwehren zur Absicherung von Einsätzen des Rettungsdienstes mit auf die Autobahn ausrücken.
Wegen der schlechten Wasserversorgung kann schon bei einem Pkw-Brand Wassermangel auftreten, so dass hier immer die Alarmierung von mehreren Tanklöschfahrzeugen notwendig ist. Bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen müssen zwei von einander unabhängige Feuerwehren mit Rettungssätzen alarmiert werden - als Reserve beim Ausfall von Geräten. Dass in Bayern dies gesetzlich festgeschrieben ist, begrüßte der Referent.
Beim Anfahren zur Einsatzstelle müsse die Rettungsgasse durchgesetzt werden, betonte der Referent. Diese sei bei einer zweispurigen Autobahn zwischen linker und rechter Spur, bei einer dreispurigen zwischen linker und mittlerer zu bilden. An der Einsatzstelle sei ein schweres Fahrzeug als Puffer aufzustellen. Fahrzeuge mit hohem Einsatzwert seien direkt an der Unfallstelle zu positionieren. Gefährlich werde es an der Einsatzstelle, wenn sich noch kein Stau gebildet habe. Hier müsse gewissenhaft abgesichert werden.
Über patientengerechte Rettung informierte Rüdiger Knoll. "Die Uhr läuft ab dem Zeitpunkt, an dem der Unfall passiert", sagte er. Innerhalb einer Stunde müsse der Verletzte in einer entsprechenden Fachklinik sein. Nach den Regeln der "Golden Hour of Shock" blieben Feuerwehr und Rettungsdienst oft nur 20 Minuten zum Retten des Verletzten.
Zum effektiven Handeln bei Unfällen gehöre eine optimale Ausrüstung, erklärte Knoll. Die Fahrzeugindustrie entwickle ihre Technik weiter, da müssten auch die Rettungsgeräte auf dem neuesten Stand sein. Gerade hydraulische Rettungsscheren oder Spreizer könnten hier schnell auf Grenzen stoßen. Unerlässlich sei ebenfalls eine intensive Ausbildung und die Zusammenarbeit aller Einsatzkräfte. "Schaulustige müssen sich vom Gefahrenbereich fernhalten", sagte der Referent. Dies müsse an der Einsatzstelle durchgesetzt werden.
Weitere Informationen gab es über die Besonderheiten der Fahrzeugtechnik, wie dem Karoseriebau von Pkws sowie die Unterbringung von Airbags und Autobatterien. Technische Rettungsmöglichkeiten bei Lkw-Unfällen und die Besonderheiten bei Unfällen mit Omnibussen vervollständigten den mit Informationen gespickten Abend.
Die Sicherheit steht bei Autobahneinsätzen im Vordergrund: Bei diesem Feuerwehreinsatz auf der A 7 sind Standspur und rechter Fahrstreifen gesperrt, auf der Überholspur rollt der Verkehr langsam weiter.
(Quelle: Schweinfurter Tagblatt)