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Mittwoch, 18 Juli 2012 23:37

Neue Ära für die Feuerwehren

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Ab 24. Juli übernimmt die Integrierte Leitstelle die Alarmierung aller Feuerwehren in der Region Main-Rhön

Am 24. Juli, morgens um acht, wird für die rund 120 Feuerwehren im Landkreis Schweinfurt eine neue Ära beginnen: Ab diesem Zeitpunkt, so der Stand der Planung, laufen die Feuerwehrnotrufe in der Region Main-Rhön bei der Integrierten Leitstelle (ILS) in Schweinfurt ein. Ab dann werden von dort aus die Wehren im Landkreis Schweinfurt mit ihren über 4500 Einsatzkräften alarmiert, zudem alle Wehren in den Nachbarlandkreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge sowie die Stadtfeuerwehr Schweinfurt. Im Lauf der vergangenen Woche wurden die Feuerwehrkommandanten im Kreis Schweinfurt über die damit verbundenen Änderungen informiert.

Um es vorwegzunehmen: „Viel ändert sich nicht im Funk.“ Dies stellte Kreisbrandrat Georg Vollmuth (Frankenwinheim) eingangs des Informationsabends in Gerolzhofen für die Wehrleiter im südlichen Landkreis Schweinfurt fest. Und ganz neu sind die anstehenden Änderungen, die vor allem die Grundlagen der Alarmierung betreffen, auch nicht. Die Wehren waren über die Kreisbrandinspektion in die jahrelangen Planungen der ILS eingebunden, besonders bei der Erfassung der einsatzrelevanten Daten, wie Fahrzeuge und Ausrüstung vor Ort. Zudem haben die Kommandanten vorab ein Handbuch erhalten, das die künftigen Abläufe bei der Alarmierung und beim Funken beschreibt.

Zweimal so groß wie das Saarland

Bislang wurden die Wehren im Kreis Schweinfurt von der ständig besetzten Feuerwache in Schweinfurt alarmiert. Ab dem 24. Juli hat „Florian Schweinfurt“, so der Funkrufname der Feuerwache, Sendepause. Die ILS leitet seit 5. Juni bereits die Rettungsdiensteinsätze in der Region Main-Rhön, im Probebetrieb. Wenn der Feuerwehrnotruf 112 aufgeschaltet ist, läuft die ILS („Leitstelle Schweinfurt“) offiziell im Vollbetrieb. Sie betreut dann 4500 Quadratkilometer, eine Fläche annähernd doppelt so groß wie das Saarland und einer halben Million Einwohnern. 27 Mitarbeiter sind in der ILS Schweinfurt beschäftigt.

Tagsüber sind mindestens sechs als Disponenten im Dienst, nachts mindestens drei. Bei großen Einsatzaufkommen, beispielsweise Unwettern, können binnen 30 Minuten bis zu 16 Disponentenplätze besetzt werden. Auch im regulären Betrieb haben die ILS-Mitarbeiter genügend zu tun: Im Vorjahr gab es in Main-Rhön etwa 83 000 Rettungsdienst- und 4500 Feuerwehreinsätze.

Wie Stefan Dems, der als Schichtführer in der ILS arbeitet, den Kommandanten erläuterte, nimmt die ILS künftig alle Feuerwehrnotrufe im Gebiet Main-Rhön direkt entgegen. Bislang landeten Anrufer, die die 112 gewählt hatten, zum Teil bei der Feuerwache in Schweinfurt, zum Teil bei der Polizeieinsatzzentrale Unterfranken in Würzburg oder einer anderen Leitstelle. Diese hat dann Polizeidienststellen in Bad Kissingen, Bad Neustadt und Haßfurt verständigt, die die Feuerwehren alarmiert haben.

Über Landkreisgrenzen hinweg

Mit Beginn des Vollbetriebs der ILS alarmiert diese sämtliche Feuerwehren, Rettungsdienste, das THW und Katastrophenschutzeinheiten im nördlichen Unterfranken, daneben begleitet sie deren Einsätze, wie Dems beschrieb, dokumentiert diese und hält bei Bedarf Kontakt zu angrenzenden Leitstellen: Im Westen und Süden gehören die Landkreise Main-Spessart, Würzburg und Kitzingen zur ILS Würzburg, im Osten der Landkreis Bamberg zur ILS Bamberg sowie die Landkreise Coburg und Lichtenfels zur ILS Coburg. Das benachbarte Thüringen wird von der ILS Suhl betreut, das hessische Grenzgebiet von der ILS Fulda.

Trotz zahlreicher Grenz- und Überschneidungsgebiete: Mit Einführung der ILS soll gerade die landkreisübergreifende Alarmierung von Einsatzkräften verbessert werden. Grundsatz der Alarmierung durch die ILS sei laut Dems, dass immer die geeigneten Geräte mit ausreichend Personal auf dem schnellsten Weg an die Einsatzstelle kommen – über Kreis- und Bezirksgrenzen hinweg. Die Leitstellenrechner ermittelten je nach Einsatzstichwort in Sekundenschnelle die Feuerwehren, die am schnellsten vor Ort sind. Werden diese von einer benachbarten ILS aus alarmiert, dann würden die Einsatzdaten direkt dorthin übermittelt, schilderte der ILS-Mitarbeiter.

Ob dies immer so funktioniert, wurde in der Runde der Kommandanten bezweifelt. Zu oft hätten sie andere Erfahrungen gemacht, hieß es. Kreisbrandmeister Jens Michel (Schallfeld) berichtete von Alarmen im Oberschwarzacher Bereich, wo es bis zu 14 Minuten gedauert hätte, bis die angeforderte Feuerwehr Ebrach (Kreis und ILS Bamberg) überhaupt den Alarm erhalten hätte.

Kreisbrandrat Vollmuth sagte, die Kreisbrandinspektion habe ihr „Möglichstes getan, dass dies im Landkreis Schweinfurt nicht so ist“. Für die Grenzbereiche, in denen Wehren aus anderen Landkreisen schneller Hilfe leisten könnten, als Wehren aus dem eigenen Landkreis, sei diese in den Alarmplänen so eingegeben worden.

Die korrekte Alarmierung beruhe auch darauf, erklärte Stefan Dems, dass die ILS immer den aktuellen Status der Einsatzgeräte kenne. Deshalb sei beim Ausrücken die Mannschaftsstärke über Funk zu melden, besonders die Zahl der Atemschutzgeräteträger, damit der Einsatzleiter schnell weitere Wehren alarmieren lassen kann, sobald absehbar ist, dass die Zahl der Geräteträger nicht ausreicht.

Computer berechnet, wer kommt

Bislang wurden Wehren vor allem nach örtlichen Zuständigkeiten alarmiert, oft innerhalb von Gemeindegebieten. Nun errechne der Computer je nach Schadenslage, welche Wehren das benötigte Gerät am schnellsten bereitstellen können, dies gilt auch für Spezialgeräte wie Drehleitern, Messgeräte oder Wärmebildkameras. Diese werden dann separat angefordert. Wenn also beispielsweise ein Löschfahrzeug mit Atemschutzgeräten in der Werkstatt ist und ausfällt, müsse dies die ILS wissen, so Dems, damit im Ernstfall automatisch das am nächstgelegene Fahrzeug einer anderen Wehr angefordert wird. Dies gilt auch, wenn Fahrzeuge oder Geräte ausgemustert beziehungsweise in Dienst gestellt werden – alles müssten die Feuerwehren der ILS melden, auch Werkstattaufenthalte.

Im ILS-Rechner sind die Daten von 12 000 Objekten, wie Krankenhäusern und Betrieben, samt 5000 Kontakten von Ansprechpartnern sowie 1000 Fahrzeugen hinterlegt. Diese sind vom Disponenten abrufbar und können an die Einsatzkräfte weitergegeben werden. Hierzu zählen Satellitenbilder von der Einsatzstelle und deren Umgebung, Wegbeschreibungen und Bereitstellungsräume für Einsatzfahrzeuge. Verfügt eine Feuerwehr im Gerätehaus über ein Faxgerät, könne die ILS dorthin zeitgleich mit der Alarmierung ein Fax mit allen einsatzrelevanten Angaben schicken.

Informationen zur ILS Schweinfurt sowie das Handbuch für Feuerwehren finden sich im Internet unter www.ils-schweinfurt.brk.de.

Für die Feuerwehren besonders wichtig ist das „Handbuch zur Zusammenarbeit der Feuerwehren und der ILS“. Es beschreibt viele Abläufe im Einsatz, von der Alarmierung, über das Eintreffen an der Einsatzstelle bis hin zu Lagemeldungen. Es behandelt aber auch Themen wie Übungen, Sicherheitswachen oder Probealarme, und was eine Feuerwehr tun muss, wenn ein Fahrzeug ausfällt. Alle Feuerwehren finden das Handbuch auf der Webseite der ILS Schweinfurt unter www.ils-schweinfurt.brk.de/downloads.

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