Marktsteinach - "Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten" (Psalm 50,15) - diese "Notrufnummer" Gottes stellte Leitender Notfallseelsorger Gottfried Schemm in den Mittelpunkt seiner Predigt beim Ökumenischen Gottesdienst für die Rettungs- und Hilfsorganisationen in Stadt und Landkreis Schweinfurt am 16. November in Marktsteinach.
Auf Einladung der Ökumenischen Notfallseelsorge kamen zum ersten Mal rund 200 Mitglieder der Feuerwehren der Stadt und des Landkreises Schweinfurt, Angehörige des Technischen Hilfswerks (THW), der Johanniter, der Malteser, des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), des Arbeitersamariterbundes (ASB) sowie der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zu einem Gottesdienst mit anschließendem Stehempfang im Pfarrsaal in Marktsteinach zusammen. Den Stehempfang hatte der Malteser-Ortsverband Abersfeld/Marksteinach ausgerichtet. Die Vorbereitung des Gottesdienstes lag in Händen des evangelischen Diakons Norbert Holzheids (Schweinfurt).
Die Idee zur Verwirklichung dieses Angebots entstand während einer Dienstversammlung der derzeit fünf Notfallseelsorger des Landkreises (zu Aufgaben und Einsatzbereich der Notfallseelsorge siehe Rubrik "Notfallseelsorge" auf der Startseite dieser Homepage!) - und der Erfolg der Idee, der sich in der guten Resonanz widerspiegelt, macht Mut, diese Art des Zusammentreffens und der gemeinsamen Besinnung zu einer festen Einrichtung im Jahresprogramm der Rettungsorganisationen werden zu lassen, wie Diakon Holzheid sich am Ende der Veranstaltung ausdrücklich wünschte.
Dekan Werner Kirchner betonte bei der Begrüßung, dass "die Motivation des Helfenwollens" die Mitglieder aller Rettungsorganisationen verbinde. Beim Blick auf Menschen in Not richte sich oft der Blick der Helfer auch auf Gott.
In Gebet und Ansprachen während des Gottesdienstes wurde deutlich, dass auch die Helfer bei Katastrophen und Notfällen oft Hilfe brauchen. So führte Notfallseelsorger Gottfried Schemm die Gottesdienstbesucher zu Beginn seiner Predigt mit der biblischen Erzählung vom Gang Jesu auf dem Wasser (Mt 14,22-33) auf die eigentliche Aussage hin, nämlich, dass Gott allen, die um Hilfe suchen und die in Gefahr sind, seine haltende Hand reicht. Dabei sei der Weg, den Jesus wählt, um uns Menschen nahe zu sein, oft nicht der gewöhnliche. Aber selbst Zweifelnden, wie seinem Jünger Simon Petrus, steht er bei und reagiert auf deren Hilferufe.
Mit Blick auf die versammelten Angehörigen der Rettungsorganisationen erklärte Schemm, dass jeder von ihnen wie Petrus oft auf dünnem Untergrund unterwegs sei, sei es nun, weil das belastete Material, auf dem sie sich beim Einsatz bewegen müssen, nicht mehr tragen will, oder weil ihre belastete Seele nicht mehr er-tragen kann. "Oft genug sind wir als Einsatzkräfte auf einem Untergrund unterwegs, der von sich aus überhaupt nicht mehr tragfähig ist", so Schemm in seiner Predigt. Doch in dieser Situation stünde auch den Rettern selbst im Psalm 50,15 eine "Notrufnummer Gottes" offen, Tag und Nacht: "Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten". Diese lade gerade Menschen, die sich in Existenznot befinden dazu ein, sich beherzt an Jesus zu wenden. "Lass dich nicht von den Fährnissen des Lebens so sehr beeindrucken, dass sie deinen Blick von Jesus abwenden können; dann wird dich auch jeder Untergrund, sei er auch noch so dünn, tragen", versprach Schemm und warnte zugleich: "Wenn du dich ablenken lässt, dann gehst du unter."
Angesichts der gefährlichen und vor allem unwägbaren Arbeit der Rettungsorganisationen sei diese Hilfe bietende Stütze Gottes eine feste Zusage, dass man allen Gefahren beruhigt begegnen kann. Gottes rettende Hand greife jeden, der zu versinken droht, man müsse sich nur danach ausstrecken.
Beim anschließenden Empfang im Pfarrsaal dankte Landrat Harald Leitherer stellvertretend für den gesamten Landkreis und die Stadt Schweinfurt den anwesenden ehrenamtlichen Mitgliedern der Rettungsorganisationen für deren Einsatz rund um die Uhr. Leitherer erinnerte dabei auch die vielfältigen Einsatzgebiete der Hilfsorganisationen.
Oft würden, so Leitherer, die Helfer mit "ihrer eigenen Hilflosigkeit" konfrontiert, wenn sie Sachwerte nicht retten könne oder den Tod von Menschen bei Katastrophen und Unfällen miterleben müssten.
Von Michael Mößlein