Beide Ereignisse sind auf den ersten Blick beinahe identisch: In der Küche eines Wohnhauses bricht nachts durch ein defektes Elektrogerät ein Brand aus. Der tragische Unterschied: Während beim Brand in Gerolzhofen eine 75-Jährige stirbt, werden beim Vorfall in Garstadt die Bewohner dank eines Rauchmelders frühzeitig gewarnt und können sich retten.
In dem Bauernhaus der Familie Hiernickel in Garstadt schläft alles, als in der Nacht vom 18. auf 19. März ein technischer Defekt in der ersten Stunde nach Mitternacht die Dunstabzugshaube in einem Küchenraum in Brand setzt. Das um sich greifende Feuer erfasst weitere Einrichtungsgegenstände und einen Wäschekorb. Innerhalb kurzer Zeit hätte sich der Entstehungsbrand wohl zum Wohnungsvollbrand ausgedehnt. Doch die Bewohner des landwirtschaftlichen Anwesens hatten vorgesorgt. "Schon vor drei Jahren hatte ich einen ersten Rauchmelder installiert, mittlerweile sind es vier Geräte", berichtet der betroffene Familienvater Achim Hiernickel, gleichzeitig Kommandant der Feuerwehr Garstadt, gegenüber dem Verfasser. Und diese Voraussicht hat nun ihm und den restlichen Mitbewohnern vermutlich das Leben gerettet. Denn als bei dem Brand die ersten hochgiftigen Brandgase vom sensiblen Sensor des nähesten am Brandort befestigten Rauchmelders erfasst wurden, gab der akustische Melder sofort einen lauten, durchdringenden Alarmton von sich. Der Vater von Achim Hiernickel, der zusammen mit seiner Frau das Erdgeschoss des Hauses bewohnt, wird dadurch aus dem Schlaf gerissen. Vollkommen richtig reagierend sucht der Mann zunächst die Ursache des Alarms und warnt daraufhin seine Frau sowie die im ersten Obergeschoss wohnende Familie seines Sohnes vor dem Brand. Die vierköpfige Familie, darunter zwei Kinder im Alter fünf Monaten und dreieinhalb Jahren, können sich unverletzt ins Freie begeben. Zusammen mit seinem Vater gelingt es Feuerwehrkommandant Hiernickel anschließend, das noch begrenzte Feuer zu löschen. "Wenn die Rauchmelder nicht gewesen wären", schätzt Hiernickel, "hätte das ganz schlimm enden können. Vielleicht wären meine Familie aus dem ersten Stock oder meine Eltern überhaupt nicht mehr rausgekommen, wenn der Brand nicht so früh entdeckt worden wäre, oder der Rauch hätte uns getötet, bevor wir aufgewacht wären."
Bereits Anfang Februar kam es in Gerolzhofen zu einem ganz ähnlichen Vorfall. In der Nacht vom 7. auf 8. des Monats verursachte ebenfalls ein technischer Defekt einen Schwelbrand an einem Toastautomaten. Offenbar bemerkte die 75-jährige Bewohnerin den Brand noch, betrat die verrauchte Küche, stürzte dann aber vermutlich beim Versuch, das Feuer zu löschen oder das Fenster zu öffnen. Nach wenigen Atemzügen hatte die Frau eine so große Menge hochgiftiger Brandgase eingeatmet, dass sie ohnmächtig zusammenbrach, kurze Zeit später war sie tot. Erst ihre Angehörigen fanden sie am nächsten Morgen; das Feuer war von selbst auf Grund Sauerstoffmangels erstickt. Doch obwohl lediglich der Toaster gebrannt hatte, verteilte sich der schwarze Ruß in der ganzen Wohnung.
Dieses traurige Beispiel verdeutlicht, wie wichtig Rauchmelder sind: Ein in der Brandwohnung installiertes Gerät hätte durch seinen lauten Warnton die Mitbewohner des Mehrfamilienhauses aufmerksam gemacht, die der Frau noch hätten helfen können. Insgesamt sterben bundesweit jedes Jahr rund 600 Menschen bei Wohnungsbränden. Wie viele von ihnen durch Rauchmelder noch leben könnten, lässt sich nur vermuten, doch ihr Anteil dürfte beträchtlich sein. Gerade bei Bränden, die nachts ausbrechen, sind Rauchmelder oft die einzige Chance, dass die schlafenden Bewohner so frühzeitig den Brand bemerken, dass sie sich und ihre Mitbewohner rechtzeitig in Sicherheit bringen, andere Bewohner warnen und die Feuerwehr alarmieren können. Die Feuerwehr verweist darauf, dass nicht das Feuer an sich, sondern der Rauch das Gefährlichste bei Bränden ist: Die dunkelschwarzen Giftgase, darunter geruchsloses Kohlendioxid und Kohlenmonoxid, breiten sich schnell in der ganzen Wohnung aus, überraschen die Bewohner im Schlaf und schneiden die Fluchtwege ab.
Rauchmelder sollten demnach unbedingt vor dem Zugang zum Schlafbereich und auf jeder Etage installiert werden sowie am besten in allen Wohnbereichen, in denen Elektrogeräte aufgestellt sind. Denn auch im ausgeschalteten Zustand können diese bei Defekten durch bloße Verbindung zum Stromnetz anfangen zu brennen. Die handelsüblichen Rauchmelder sind ohne Schwierigkeiten auch von Laien an der Decke der Wohnräume zu befestigen. Die Stromversorgung der Geräte erfolgt per Batterie. Das ist wichtig, da die Rauchmelder so auch dann voll funktionstüchtig bleiben, wenn das Elektronetz in der Wohnung beispielsweise durch Kurzschluss lahmgelegt ist.
Wenn die Bewohner durch Brandmelderalarm auf einen Wohnungsbrand aufmerksam geworden sind, rät die Feuerwehr dazu, zunächst nach der Ursache zu suchen und den Brandort zu lokalisieren. Ebenso wichtig ist es, andere Mitbewohner vor der Gefahr zu warnen. Wenn eine sichere Flucht ins Freie nicht mehr möglich sein sollte, da beispielsweise das Treppenhaus verraucht ist, sollte man im geschlossenen Zimmer bleiben, die Tür möglichst zusätzliche mit nassen Tüchern abdichten und am Fenster um Hilfe rufen, um Nachbarn oder Passanten auf seine Notlage aufmerksam zu machen. Dort sollte man dann auch möglichst bis auf seine Rettung durch die Feuerwehr warten. Auf keinen Fall sollte man einen Fluchtweg benutzen, bei dem man sich nicht sicher ist, ob dieser unbehindert passiert werden kann, da so die Gefahr besteht, von Feuer und Rauch eingeschlossen zu werden. Die Flüchtenden sollten sich immer in Bodennähe bewegen, da dort die Sicht am besten und die Temperatur am niedrigsten ist. Schon bei einer Umgebungstemperatur von 60 Grad zerstört die heiße Luft die menschliche Lunge. Filmszenen, bei denen Menschen in brennenden Räumen aufrecht gehend ohne Atemschutzgerät Heldentaten vollbringen, sind reine Filmfantasie. In Wirklichkeit gleicht ein brennender und verqualmter Raum einem stockdunklem, tödlich heißem Backofen. Die Sichtweite reduziert sich dabei auf wenige Zentimeter, so dass Bewohner selbst in ihrer eigenen Wohnung leicht die Orientierung verlieren.
Wichtig ist es ebenfalls, dass gerettete Bewohner den Einsatzkräften der Feuerwehr möglichst genaue Angaben über weitere Mitbewohner geben können, die sich vielleicht noch im Gebäude befinden. Nur so können die Helfer den ungleichen Wettlauf gegen die Zeit gewinnen. Unbedingt ratsam ist des Weiteren, mit allen Mitbewohnern Verhaltensmaßnahmen bei Brandfällen im Voraus, am besten regelmäßig zu besprechen. Jeder sollte über das richtige Verhalten im Brandfall aufgeklärt sein. Besonders gegenüber Kindern ist es dringend erforderlich, mögliche Fluchtwege, vielleicht in spielerischer Form zu begehen, so dass sich die Kinder diese einprägen können. Auch müssen Kinder darauf hingewiesen werden, dass sie sich bei Bränden niemals unter Tischen, Betten oder in Schränken verstecken dürfen (Kinder reagieren hier bei Angstzuständen oft anders als Erwachsene), da sie sonst von den Feuerwehrleuten nicht gefunden werden. Auch sollte jeder Mitbewohner die Notrufnummer von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei im Kopf haben und wissen, wie man einen Notfall korrekt meldet (Was ist passiert? Wo ist der Notfall? Sind Personen verletzt? Wer ist alles betroffen? ...).
Solange die Installation von Rauchmeldern in Privatwohnungen im sonst so sicherheitsbewussten Deutschland nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, kann die Feuerwehr nur an die Vernunft der Bürger appellieren, diese Lebensretter zu kaufen. Bundesweit liegt die Quote der Wohnungen mit Rauchmeldern bei nur sieben Prozent, während in den USA mindestens 93 Prozent aller Wohnungen, in Großbritannien 75 und in Schweden 70 Prozent über Rauchmelder verfügen. Nähere Informationen zum Thema "Rauchmelder" erhält die Bevölkerung bei ihrer örtlichen Feuerwehr, die vielfach auch sicherheitsgeprüfte Rauchmelder zum Selbstkostenpreis abgibt.
Von Michael Mößlein
(Quelle: Main-Post)
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