Poing - "Halt, Feuerwehr.“ Das stand auf der Kelle, mit der Maxi Kiefinger (18) den Verkehr regelte. Ein Auto hielt aber nicht an: Mit voller Absicht soll Andreas T. (56, Name geändert) Maxi mit seinem Audi angefahren haben.
© dul Maxi Kiefinger (18) mit Kelle im Einsatz.
Dreimal hintereinander, so die Anklage. Jetzt saß der Poinger vor dem Amtsgericht Ebersberg, wegen gefährlicher Körperverletzung, gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Wiederstands gegen Personen, die Vollstreckungsbeamten gleichgestellt sind. Das Urteil: 140 Tagessätze à 90 Euro und drei Monate Fahrverbot.
Wegen einer Ölspur war an diesem Tag ein Teil der Gruber Straße in Poing gesperrt worden, die örtliche Feuerwehr riegelte die Zufahrtsstraßen ab. Maxi Kiefinger und Kollegin standen zu diesem Zweck in Einsatzkleidung und mit Feuerwehrkelle in der Blumenstraße, leiteten den Verkehr ab. Andreas T. lies sich aber nicht umleiten. Unter großem Gemaule soll er Maxis Knie dreimal mit der Stoßstange seines Wagen gerammt haben, so die Anklage. Dann soll T. doch kehrt gemacht haben, verschwand.
„Es war ein riesengroßer Fehler“, sagte Andreas T. zu Richterin Susanne Strubl mit unsicherer, zittriger Stimme. Wie ein Häufchen Elend saß T. dort in der Anklagebank, schaute meist reuig zu Boden. Er räumte die Vorwürfe lückenlos ein. Wieso er diese „Dummheit“ gemacht hatte, könne er sich nicht mehr erklären. „Das war unmöglich von mir“, so der Angeklagte.
Doch er habe an diesem Tag - es war der 26. September letzten Jahres - ganz dringend zu einer Baustelle fahren müssen, die er als Bauleiter betreut hatte. Der Verteidiger erklärte, sein Mandant sei unter extremem Stress gestanden, außerdem sei ein Auto, das in der Schlange vor T. gefahren war, von der Feuerwehr einfach durchgewunken worden. Das sei auch T.s Ziel gewesen.
Stattdessen erzielte der rabiate Autofahrer laut ärztlichem Attest zwei geschwollene Knie und blaue Flecken bei Maxi. „Ein paar Tage hat es weh getan“, sagte der im Zeugenstand. Dauerhafte Verletzungen verursachten die Zusammenstöße aber zum Glück nicht. „Ich bin immer wieder zurück gewichen“, schilderte Maxi die Situation. Der Autofahrer sei aber „nachgerückt“ und dreimal gegen seine Beine gefahren. Irgendwann seien beide laut geworden. „Ich habe gesagt: Stopp, Feuerwehr! Er: Das ist mir wurscht. Ich muss da durch, zur Baustelle.“
Wenn er eine Straße sperren soll, hat Maxi heute noch „ein mulmiges Gefühl“, sagte er zu Richterin Strubl. Trotzdem: Interesse an einer Bestrafung von T. habe er nicht. Sehr wohl hatte das aber die Staatsanwaltschaft. Die forderte 150 Tagessätze à 100 Euro und ein zehnmonatiges Fahrverbot. Richterin Strubl aber gefiel T.s „aufrichtige Entschuldigung“ gegenüber Maxi. Zunächst per Schriftverkehr und dann auch noch im Gerichtssaal: T. gab Maxi die Hand und überreichte ihm 1000 Euro in bar, die Hälfte davon als Schmerzensgeld, die andere als Spende an die Feuerwehr