Ölspur im Ortsbereich
Brand LKW ausserhalb von Ortschaften / BAB / Person in Gefahr
Technische Hilfe
|
eingesetzte Kräfte
|
Einsatzbericht
Herzstück der Gärtnerei Gernert in Oberspiesheim zerstört - Polizei geht von Brandstiftung aus
Oberspiesheim(MM) Weithin sichtbar loderte in der Nacht
zum Sonntag ein riesiges Schadenfeuer am Ortsrand von Oberspiesheim.
Bis zu 20 Meter hoch schlugen Flammen aus der ehemaligen Gärtnerei
Glos, die seit drei Jahren Udo Gernert aus Gerolzhofen gehört.
Die Schadenshöhe beziffert die Polizei auf fünf Millionen
Euro.
Den Feuerwehren und Rettungsdiensten bot sich am späten Samstagabend
ein apokalyptisches Szenarium: Genährt durch ganze Paletten
von Blumenbehältern aus Kunststoff und Mobiltische mit Kunststoffbelag
fraßen sich die Flammen durch den Bestand an Zierpflanzen.
Nach den bislang vorliegenden Erkenntnissen geht die Kriminalpolizei
Schweinfurt von Brandstiftung als Ursache des Feuers aus. Das Feuer
wurde offenbar an drei unterschiedlichen Stellen gleichzeitig gelegt.
Auch das Bayerische Landeskriminalamt ermittelt.
Spaziergänger hatten laut Darstellung der Polizei gegen 22.15
Uhr das Feuer in der am Ortsrand von Oberspiesheim in Richtung Herlheim
gelegenen Gärtnerei entdeckt und sofort die Polizei verständigt.
Die wiederum alarmierte die Feuerwehren. Bereits kurze Zeit später
war eine Streifenbesatzung der Polizeiinspektion Gerolzhofen vor
Ort. Den Beamten fiel auf, dass es offenbar an mehreren Stellen
gleichzeitig brannte, was ein deutliches Indiz für vorsätzlich
gelegtes Feuer ist.
Ein Großaufgebot von Feuerwehren mit etwa 250 Mann bekämpften
das in einem etwa 150 mal 150 Meter großen Gewächshaus
ausgebrochene Feuer. Nach rund einer Stunde hatten die Löschmannschaften
den Brand unter Kontrolle. Weitere 60 Minuten später war das
Feuer gelöscht. Allerdings war nicht zu verhindern, dass die
Halle komplett ein Raub der Flammen wurde.
Nachdem in der riesigen Halle die Glasscheiben an Decke und Seitenwänden
barsten und Einsturzgefahr bestand, zog die Einsatzleitung die mit
Schwerem Atemschutz ausgestatteten Kräfte aus dem Gebäude
zurück, war von Kreisbrandrat Georg Vollmuth aus Frankenwinheim,
zu erfahren. Daraufhin wurden die noch lodernden Brandnester innerhalb
der Halle von den Drehleitern der Feuerwehren Gerolzhofen und Schweinfurt
aus bekämpft.
"Das Feuer war kaum zu halten, weil der brennende Kunststoff
in einer Menge mehrerer LKW-Ladungen eine enorme Hitze entwickelte",
beschreibt Vollmuth die größte Schwierigkeit beim Einsatz.
Trotzdem sei es gelungen, das Inferno auf die eine Halle begrenzt
zu halten. Die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte "hätte
nicht besser sein können." Alle 250 Feuerwehrleute konnten
ihre Arbeit ohne Verletzungen oder Rauchvergiftungen beenden.
Auch die Versorgung mit Löschwasser war im Großen und
Ganzen problemlos, nachdem mehrere B-Leitungen von nahe gelegenen
oberirdischen Bassins verlegt wurden, die eigentlich zur Bewässerung
der großen Anbauflächen der Gärtnerei dienen.
Im Einsatz waren die Wehren aus Oberspiesheim, Unterspiesheim, Gernach,
Herlheim, Kolitzheim, Stammheim, Werneck, die Stützpunktfeuerwehr
Gerolzhofen in voller Stärke und die Stadtfeuerwehr Schweinfurt
sowie die Unterstützungsgruppe der örtlichen Einsatzleitung
und Führungskräfte der Kreisbrandinspektion.
Bei dem Feuer wurden giftige Gase freigesetzt. Die Messungen
des in Werneck stationierte und auf atomare und chemische Stoffe
spezialisierte AC-Erkundungskomponente hatte jedoch ergeben, dass
die Konzentration deutlich unter der gesundheitsgefährdenden
Grenze lag. Trotzdem wurden von der Polizei in den benachbarten
Ortschaften Lautsprecherdurchsagen und von der Einsatzzentrale eine
Rundfunkdurchsage mit dem Hinweis veranlasst, die Fenster geschlossen
zu halten.
Nach Angaben von Kreisbrandrat Georg Vollmuth wurde bei dem Brand
Salzsäure, Kohlenmonoxid und Blausäure freigesetzt. Glück
im Unglück war, dass der giftige Qualm zunächst senkrecht
in beträchtliche Höhe aufstieg und dann erst in einer
großen Wolke Richtung Nordosten, also Richtung Grettstadt
abzog.
Beamte der Kriminalpolizei Schweinfurt kamen noch in der Nacht an
den Brandort. Die Ermittlungen werden eindeutig in Richtung Brandstiftung
geführt.
Das ganze Ausmaß des Schadens zeigte sich erst am Tag nach
dem großen Feuer. Noch immer lag der Geruch von verbranntem
Kunststoff über den Resten der Halle. Überbleibsel von
Rankpflanzen hingen bizarr vom noch stehenden Metallskelett herab.
Den ehemaligen Gartenbaubetrieb Glos hat das Unternehmen Gernert
& Sohn Gartenbau aus Gerolzhofen 2001 übernommen. Zum Unternehmen
gehört neben dem Ableger in Oberspiesheim auch der große
Stammbetrieb rund um den Seehof bei Gerolzhofen. Zurzeit sind bei
Gernert 53 Mitarbeiter beschäftigt. Nach Auskunft von Inhaber
Udo Gernert soll der Gärtnereibetrieb ohne Unterbrechung weiter
gehen.
"Das ist ein schwerer Schlag für uns", sagt er hörbar
deprimiert und beziffert die geschädigte Fläche in seiner
Gärtnerei auf 16 000 Quadratmeter. Außerdem habe es sich
um den modernsten und wertvollsten Teil des Oberspiesheimer Betriebs
gehandelt. Dort sind die Mitarbeiter hauptsächlich mit der
Aufzucht von Zierpflanzen beschäftigt.
Im Einsatz waren:
Kreisbrandinspektion mit KBR Georg Vollmuth (Land 1), KBI Peter
Hauke (Land 2), KBM Holger Strunk (Land 2/3), KBI Gottfried Schemm
(Land 3), KBI Peter Höhn (Land 4), KBM Stefan Hauck (Land 3/1),
KBM Winfried Seißinger (Land 3/2), KBM Jens Michel (Land 3/3),
KBM Bernhard Voit (Land 3/4)
Feuerwehr Oberspiesheim mit 44/1
Feuerwehr Unterspiesheim mit 40/1, 43/1
Feuerwehr Gerolzhofen mit 11/1, 21/1, 21/2, 30/1, 41/1, 53/1, 61/1,
88/1
Feuerwehr Stammheim mit 11/1, 40/1
Feuerwehr Gernach mit 44/1
Feuerwehr Herlheim mit 44/1
Feuerwehr Kolitzheim mit 44/1
Feuerwehr Stadt Schweinfurt mit 1/1, 10/1, 14/1, 20/1, 23/1, 30/1,
81/1, 96/2, SBR Dieter Becker
Feuerwehr Werneck mit 11/1, 96/1
UGÖEL mit 13/1, 80/1
Bericht: Main-Post, Michael Mößlein (Journalistischer
Berater KFV Schweinfurt)
Fotos: Klaus Vogt, Michael Mößlein
