Ölspur im Ortsbereich

Brand LKW ausserhalb von Ortschaften / BAB / Person in Gefahr
Technische Hilfe
Einsatzort Details

Waigolshausen
Datum 15.05.2004
Alarmierungszeit 10:47 Uhr
Alarmierungsart ILS Schweinfurt
eingesetzte Kräfte

FF Waigolshausen

Einsatzbericht




Herzstück der Gärtnerei Gernert in Oberspiesheim zerstört - Polizei geht von Brandstiftung aus

Oberspiesheim(MM) Weithin sichtbar loderte in der Nacht zum Sonntag ein riesiges Schadenfeuer am Ortsrand von Oberspiesheim. Bis zu 20 Meter hoch schlugen Flammen aus der ehemaligen Gärtnerei Glos, die seit drei Jahren Udo Gernert aus Gerolzhofen gehört. Die Schadenshöhe beziffert die Polizei auf fünf Millionen Euro.

Den Feuerwehren und Rettungsdiensten bot sich am späten Samstagabend ein apokalyptisches Szenarium: Genährt durch ganze Paletten von Blumenbehältern aus Kunststoff und Mobiltische mit Kunststoffbelag fraßen sich die Flammen durch den Bestand an Zierpflanzen. Nach den bislang vorliegenden Erkenntnissen geht die Kriminalpolizei Schweinfurt von Brandstiftung als Ursache des Feuers aus. Das Feuer wurde offenbar an drei unterschiedlichen Stellen gleichzeitig gelegt. Auch das Bayerische Landeskriminalamt ermittelt.

Spaziergänger hatten laut Darstellung der Polizei gegen 22.15 Uhr das Feuer in der am Ortsrand von Oberspiesheim in Richtung Herlheim gelegenen Gärtnerei entdeckt und sofort die Polizei verständigt. Die wiederum alarmierte die Feuerwehren. Bereits kurze Zeit später war eine Streifenbesatzung der Polizeiinspektion Gerolzhofen vor Ort. Den Beamten fiel auf, dass es offenbar an mehreren Stellen gleichzeitig brannte, was ein deutliches Indiz für vorsätzlich gelegtes Feuer ist.

Ein Großaufgebot von Feuerwehren mit etwa 250 Mann bekämpften das in einem etwa 150 mal 150 Meter großen Gewächshaus ausgebrochene Feuer. Nach rund einer Stunde hatten die Löschmannschaften den Brand unter Kontrolle. Weitere 60 Minuten später war das Feuer gelöscht. Allerdings war nicht zu verhindern, dass die Halle komplett ein Raub der Flammen wurde.

Nachdem in der riesigen Halle die Glasscheiben an Decke und Seitenwänden barsten und Einsturzgefahr bestand, zog die Einsatzleitung die mit Schwerem Atemschutz ausgestatteten Kräfte aus dem Gebäude zurück, war von Kreisbrandrat Georg Vollmuth aus Frankenwinheim, zu erfahren. Daraufhin wurden die noch lodernden Brandnester innerhalb der Halle von den Drehleitern der Feuerwehren Gerolzhofen und Schweinfurt aus bekämpft.

"Das Feuer war kaum zu halten, weil der brennende Kunststoff in einer Menge mehrerer LKW-Ladungen eine enorme Hitze entwickelte", beschreibt Vollmuth die größte Schwierigkeit beim Einsatz. Trotzdem sei es gelungen, das Inferno auf die eine Halle begrenzt zu halten. Die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte "hätte nicht besser sein können." Alle 250 Feuerwehrleute konnten ihre Arbeit ohne Verletzungen oder Rauchvergiftungen beenden.

Auch die Versorgung mit Löschwasser war im Großen und Ganzen problemlos, nachdem mehrere B-Leitungen von nahe gelegenen oberirdischen Bassins verlegt wurden, die eigentlich zur Bewässerung der großen Anbauflächen der Gärtnerei dienen.

Im Einsatz waren die Wehren aus Oberspiesheim, Unterspiesheim, Gernach, Herlheim, Kolitzheim, Stammheim, Werneck, die Stützpunktfeuerwehr Gerolzhofen in voller Stärke und die Stadtfeuerwehr Schweinfurt sowie die Unterstützungsgruppe der örtlichen Einsatzleitung und Führungskräfte der Kreisbrandinspektion.

Bei dem Feuer wurden giftige Gase freigesetzt. Die Messungen des in Werneck stationierte und auf atomare und chemische Stoffe spezialisierte AC-Erkundungskomponente hatte jedoch ergeben, dass die Konzentration deutlich unter der gesundheitsgefährdenden Grenze lag. Trotzdem wurden von der Polizei in den benachbarten Ortschaften Lautsprecherdurchsagen und von der Einsatzzentrale eine Rundfunkdurchsage mit dem Hinweis veranlasst, die Fenster geschlossen zu halten.

Nach Angaben von Kreisbrandrat Georg Vollmuth wurde bei dem Brand Salzsäure, Kohlenmonoxid und Blausäure freigesetzt. Glück im Unglück war, dass der giftige Qualm zunächst senkrecht in beträchtliche Höhe aufstieg und dann erst in einer großen Wolke Richtung Nordosten, also Richtung Grettstadt abzog.

Beamte der Kriminalpolizei Schweinfurt kamen noch in der Nacht an den Brandort. Die Ermittlungen werden eindeutig in Richtung Brandstiftung geführt.

Das ganze Ausmaß des Schadens zeigte sich erst am Tag nach dem großen Feuer. Noch immer lag der Geruch von verbranntem Kunststoff über den Resten der Halle. Überbleibsel von Rankpflanzen hingen bizarr vom noch stehenden Metallskelett herab.

Den ehemaligen Gartenbaubetrieb Glos hat das Unternehmen Gernert & Sohn Gartenbau aus Gerolzhofen 2001 übernommen. Zum Unternehmen gehört neben dem Ableger in Oberspiesheim auch der große Stammbetrieb rund um den Seehof bei Gerolzhofen. Zurzeit sind bei Gernert 53 Mitarbeiter beschäftigt. Nach Auskunft von Inhaber Udo Gernert soll der Gärtnereibetrieb ohne Unterbrechung weiter gehen.

"Das ist ein schwerer Schlag für uns", sagt er hörbar deprimiert und beziffert die geschädigte Fläche in seiner Gärtnerei auf 16 000 Quadratmeter. Außerdem habe es sich um den modernsten und wertvollsten Teil des Oberspiesheimer Betriebs gehandelt. Dort sind die Mitarbeiter hauptsächlich mit der Aufzucht von Zierpflanzen beschäftigt.

Im Einsatz waren:
Kreisbrandinspektion mit KBR Georg Vollmuth (Land 1), KBI Peter Hauke (Land 2), KBM Holger Strunk (Land 2/3), KBI Gottfried Schemm (Land 3), KBI Peter Höhn (Land 4), KBM Stefan Hauck (Land 3/1), KBM Winfried Seißinger (Land 3/2), KBM Jens Michel (Land 3/3), KBM Bernhard Voit (Land 3/4)

Feuerwehr Oberspiesheim mit 44/1
Feuerwehr Unterspiesheim mit 40/1, 43/1
Feuerwehr Gerolzhofen mit 11/1, 21/1, 21/2, 30/1, 41/1, 53/1, 61/1, 88/1
Feuerwehr Stammheim mit 11/1, 40/1
Feuerwehr Gernach mit 44/1
Feuerwehr Herlheim mit 44/1
Feuerwehr Kolitzheim mit 44/1
Feuerwehr Stadt Schweinfurt mit 1/1, 10/1, 14/1, 20/1, 23/1, 30/1, 81/1, 96/2, SBR Dieter Becker
Feuerwehr Werneck mit 11/1, 96/1
UGÖEL mit 13/1, 80/1

 

Bericht: Main-Post, Michael Mößlein (Journalistischer Berater KFV Schweinfurt)
Fotos: Klaus Vogt, Michael Mößlein